Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 15. Nr. | August 2004 | |
10.3. Kunst und neue Medien Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures |
Christiane Heibach (Erfurt, Deutschland)
Immer mehr Literaturwissenschaftler beschäftigen sich mit literarischen Experimenten in den neuen Medien, analysieren diese aber meist mit den Instrumenten und Theorien, die insbesondere an der Buchliteratur entwickelt wurden. Trotz des gewachsenen Bewusstseins für Medien scheint die Literaturwissenschaft kaum zu reflektieren, wie sehr sie selber sich in Koevolution mit dem gedruckten Buch entwickelt und dieses zu ihrem Leitmedium erklärt hat - sowohl als Untersuchungsgegenstand als auch als Medium der Darstellung ihrer eigenen wissenschaftlichen Ergebnisse.
Bis heute sieht die Literaturwissenschaft das geschriebene Wort als ihren Hauptgegenstand an. Diese Konzentration auf ein Leitmedium hatte jedoch einen hohen Preis: Sie führte dazu, dass sprachkünstlerische Phänomene in anderen Medien und insbesondere auch Kulturen, die nicht das gedruckte Wort prämierten oder gar nicht-literat strukturiert sind, von den Literaturtheorien entweder ignoriert oder marginalisiert wurden und teilweise heute auch noch werden.
Der nach wie vor dominante Literaturbegriff ist der monomediale, interaktionsarme der Buchkultur, der zudem auf die individuelle Zuschreibbarkeit und die materielle Abgeschlossenheit eines vermarktbaren Werks angewiesen ist. Die für die Literaturwissenschaft nach wie vor konstitutive Trias aus Autor - Text - Leser bezeugt diese Bindung an das Buch und den Buchmarkt. Literaturtheorien haben sich von Anfang an mit diesen drei Faktoren beschäftigen müssen: Mit dem Autor, weil er als Schöpfer des Werks "verstanden" werden muss, mit dem Leser, weil er aufgrund der fehlenden direkten Rückkopplungsmöglichkeiten vor dem Problem steht zu verstehen und mit dem (gedruckten) Text, weil dieser Träger der "Botschaft" ist.(2) Diese Trias ist der Struktur des Buches als massenmedialem Kommunikationsmedium geschuldet, wie sie sich nach der Erfindung des Buchdrucks nach und nach herausbildete. Zwar haben sich im Laufe der Geschichte der Literaturwissenschaft kontinuierlich Schwer punktverschiebungen in der Beachtung der drei Faktoren ergeben, bis heute jedoch hat sich nichts wesentliches an dieser Struktur geändert. Diese monomediale Fixierung der Literaturwissenschaft auf den gedruckten Text führte dazu, dass die ästhetische Sprache, die zunächst einmal transmedial und nicht an ein bestimmtes Medium gebunden ist, und die eigentlich den genuinen Gegenstandsbereich der Literaturwissenschaft darstellt, nur dann zum Objekt der wissenschaftlichen Betrachtung wurde, wenn sie in gedruckter Form vorlag.(3) Dies hat sich bis heute nicht wesentlich verändert: Zwar werden auch Phänomene, die mit und für andere Medien geschaffen wurden - wie z.B. das Hörspiel - berücksichtigt, aber Theater z.B. steht im Zentrum einer eigenen Wissenschaft, der Theaterwissenschaft, Aktionen, Performances etc. sowie die interaktive Medienkunst, die teilweise viel mit Sprache arbeiten, werden in die Zuständigkeit der Kunstwissenschaften verwiesen.
Diese Bindung des Literaturbegriffs und der Literaturwissenschaft an das Buch wird zu einer Zeit besonders deutlich, zu der die neuen Medien in das Bewusstsein der Wissenschaftler rücken. Das am Buch entwickelte Analyseinstrumentarium erweist sich als nur eingeschränkt brauchbar für ästhetische Phänomene, auf die die Trias Autor - Text - Leser kaum mehr in der bekannten Form angewendet werden kann. Daher erscheint es auch sinnvoll, im Zusammenhang mit den neuen Medien nicht mehr den an das Buch gebundenen Terminus "Literatur", sondern vielmehr den transmedialen Begriff der "Sprachkunst" zu verwenden. Diese terminologische Differenzierung mag den Vorteil haben, dass man sich möglicherweise mit offeneren Erwartungshaltungen an sprachkünstlerische Phänomene im elektronischen Raum(4) annähert.
Wendet sich die Literaturwissenschaft also Sprachkunst zu, die mit anderen Medien arbeitet als dem Buch, muss sie sich fragen, welche Kategorien der wissenschaftlichen Analyse hierfür entwickelt werden müssen. Dies kann nicht ohne Berücksichtung der spezifischen Medienstruktur erfolgen. Die Konsequenzen hierfür sollen am Beispiel der Sprachkunst im elektronischen Raum ausgeführt werden.
Bei der Analyse literarischer und künstlerischer Projekte im Internet spielen m.E. drei Unter suchungsperspektiven eine Rolle:
- Die Vernetzung räumlich weit entfernt voneinander agierender Teilnehmer zu gemeinsamen Kooperationen für die ästhetische Produktion (Vernetzung/ Produktionsästhetik);
- Die Vernetzung von an unterschiedlichen Orten (Servern) gespeicherten Dokumenten durch Hypertext bzw. die Nutzung von hypertextuellen Vernetzungen und Vernetzung von Codes für neue Darstellungsformen (Epistemologie/ Darstellungsästhetik);
- Die ästhetische Erforschung der (Vernetzungs-)Struktur des Mediums (Medienontologie/Medienästhetik).(5)
Unter Produktionsästhetik werden all jene Projekte subsumiert, die insbesondere mit kollektiven Schreibformen experimentieren - also Mitschreibeprojekte in jeder Form. Darstellungsästhetik umfasst all jene Projekte, die (meist) aus künstlerischer Einzelproduktion entstehen und neue Darstellungsformen erproben (z.B. Hypertexte, intersemiotische(6) Projekte, die Text, Bild und Ton miteinander vernetzen). Medienästhetische Projekte legen ihren Schwerpunkt auf Experimente mit der Struktur des Mediums und versuchen diese, auf verschiedene Weise entweder sichtbar zu machen oder für Aktionskunst zu nutzen.
Unter Produktionsästhetik werden alle Projekte subsumiert, deren Schwerpunkt auf der Erprobung kollektiver, vernetzter Schreibformen liegt. Vielen Literaturwissenschaftlern sind derartige Projekte suspekt, weil jeder mitmachen kann und die üblichen Qualitätskontrollen des Buchmarktes außer Kraft gesetzt sind. Beispiele wie der künstlerische Chat Kampf der Autoren, bei dem vier Teilnehmer während des technisch vermittelten Gesprächs eine Geschichte entwickeln sollen,(7)
müssen jedoch anders behandelt werden als die klassischen buchliterarischen Produktionsformen. Bei ihrer Analyse verschiebt sich der Schwerpunkt weg von den klassischen ästhetischen Kriterien einer eingehenden Textanalyse hin zu einer Untersuchung der Entstehungsdynamik. Dabei stehen die Produktionsform und die jeweils angewandten Steuerungsmechanismen im Mittelpunkt. Unter Produktionsformen fallen
- der Gruppencharakter (geschlossene Gruppe, die sich vor Projektbeginn formiert oder offene Gruppe mit wechselnden Teilnehmern)
- die Art der Zusammenarbeit (synchron/asynchron auf einer gemeinsamen Arbeitsplattform oder asynchron in Einzelarbeit, deren Ergebnisse auf einer Plattform zusammengeführt werden)
- die Art der Koordinierung (redaktionelle Kontrolle/Moderation durch Projektinitiatoren/-leiter)
- die Art der Autorschaft (individuelle Zuschreibung oder kollektive Textarbeit)
Steuerungsmechanismen bezeichnen die für das Projekt festgelegten soziale Regeln der Interaktion sowie die vorgegebenen technischen/strukturellen Regeln (z.B. der Textart, -länge, des Themas, oder Vorstrukturierung durch den Einsatz von Software). Sie hängen eng mit dem Gruppencharakter und der Art der Zusammenarbeit zusammen. Eine offene Gruppenstruktur mit wechselnden Teilnehmern verlangt vermutlich eine andere Art der Steuerung, ebenso wie die synchrone/asynchrone Arbeit unterschiedliche Anforderungen an die Projekt-Koordination stellen.
Berücksichtigt werden müssen also bei der Analyse folgende Elemente:
- die soziale Dynamik und die entsprechenden Steuerungsmechanismen (so vorhanden);
- die Frage, inwieweit diese Dynamik sich auf die Textdarstellung auswirkt bzw. wie sie transparenter gemacht werden könnte;
- die Analyse der Erwartungshaltungen der Rezipienten und deren Beziehung zur Sozialisierung durch andere Medien.
Man kommt also kaum umhin, die "soziale Ästhetik"(8) zu berücksichtigen, die ein Kernstück aller kollektiven Projekte darstellt, und hierfür entsprechende Untersuchungskriterien zu entwickeln.
Der Schwerpunkt darstellungsästhetischer Projekte liegt weniger auf vernetzter Produktion als mehr auf einer Vernetzung von Medien/Zeichensystemen und - damit eng verbunden - auf der Vernetzung der Sinne beim Rezipienten, wobei neue textuelle bzw. intersemiotische Darstellungsformen erprobt werden. Insofern verändern sich die Kategorien entsprechend. Im Mittelpunkt steht die Textdarstellung - automatisierte Textgenerierung, dynamische Textpräsentation, die Vernetzung von Text/Sprache mit anderen Zeichensystemen bzw. die Trans formation von Text in andere Codes. Die veränderte Materialität hat Konsequenzen für die traditionellen Funktionszuschreibungen der Codes. Bei den meisten Projekten werden den Zeichen sichtbare performative Qualitäten verliehen - ein Resultat aus der spezifischen Struktur des Mediums, die derartige Prozesse erst ermöglicht.(9)
Es geht also um:
- funktionale Veränderungen der Zeichensysteme (z.B. visuelle und dynamische Qualitäten des Textes, auch eine Aufwertung der gesprochenen Sprache);
- möglicherweise ein Verlust der dominanten semantischen Funktion des Textes, der nun mit anderen Zeichensystemen so gekoppelt werden kann, dass sich die Bedeutungsgebung nicht nur auf verschiedene Zeichensysteme verteilt, sondern auch in der Art der Vernetzung der Codes liegen kann;
- neue Wissensorganisations- und Wissensschöpfungsprozesse durch den Einsatz von Software (z.B. Datenbanksystemen, aber auch automatischer Textgenerierung).
Diese Schwerpunktverschiebungen vom Text als sinnkonstruierendem Code hin zur Dynamisierung, zur Vernetzung mit anderen Zeichensystemen und zur Automatisierung von Textgenerierung und -organisation sind nicht nur künstlerische Spielereien, sondern deuten darauf hin, welche Konsequenzen die Struktur der neuen Medien für die Generierung und Darstellung von Informationen und Wissen generell haben könnte - und damit natürlich auch für die Prozesse der Informationsverarbeitung. Insbesondere der Einsatz von Software führt dazu, dass die Mechanismen, die zur Informationsgenerierung und -darstellung führen, häufig für den Benutzer intransparent sind und er mit seinem an den Standards anderer Medien entwickelten Rezeptionsverhalten nicht weiterkommt. Da es bisher noch kaum Standards dafür gibt, wie Informationen in den neuen Medien dargestellt und nach welchen Prinzipien sie organisiert werden, ist es wichtig, sich auch der Struktur von Programmen zuzuwenden und diese transparent zu machen. Programmierung ist ebenfalls eine kulturelle Praxis und verläuft nach bestimmten Prinzipien, die es durchaus zu hinterfragen gilt.
Als medienästhetisch bezeichne ich Projekte, die die Struktur des Mediums ästhetisch erkunden. Zur Medienästhetik gehören solche Projekte, die offensichtlich selbstreferentiell mit der Struktur und den Symbolebenen des Mediums arbeiten. Das ASCII-Art-Ensemble transformiert z.B. Videos in sog. ASCII-Videos, indem die Bildlichkeit durch die Kombination der 256 ASCII-Zeichen ersetzt wird.(10) Neben der Ironie dieses Projekts, das die computereigenen Symbole ästhetisch nutzt und sich gleichzeitig gegen den datenintensiven Multimedia-Hype wendet, steht hinter dem ASCII-Video auch der ernsthafte Anspruch, auf medienspezifische (nämlich datensparsame und plattformübergreifende) Anwendungen aufmerksam zu machen und sich von dem Ehrgeiz der High-Tech-Hard- und Software wegzubewegen und auf einfache, aber wirkungsvolle Tools hinzuarbeiten.
Medienästhetische Projekte zeigen einerseits, welche Elemente für eine medienspezifische Ästhetik wichtig werden könnten (die Symbolebenen von Computer und Internet), andererseits verweisen sie die Rezipienten darauf, wie komplex das Medium ist und wie gering die Medienkompetenzen von Seiten der Nutzer bisher ausgeprägt sind. Sie wirken sich insofern weniger auf die Trias Autor - Text - Leser aus, aber sie verdeutlichen die Andersartigkeit des Mediums und die Defizite, die bei dessen Nutzung noch bestehen. Diese sind mit Sicherheit darauf zurückzuführen, dass es bisher keine kulturelle Standards in Bezug auf die Informationsdarstellung und -rezeption gibt - jedenfalls keine, die sich mit der hochgradigen Normierung durch den Buchdruck vergleichen lassen. Da das Internet jedoch sowohl ein Massenmedium als auch ein Individualmedium ist, stellt sich generell die Frage, inwieweit eine Standardisierung, wie sie mit der Einführung von Massenmedien immer einhergeht, überhaupt möglich sein wird. Vermutlich wird es Bereiche geben, die standardisiert werden, andere jedoch werden der individuellen Gestaltung weiterhin geöffnet bleiben. Wie sich dieses Verhältnis jedoch irgendwann ausgestaltet, ist bisher noch relativ offen.
Als empirisches Phänomen weist die Sprachkunst im elektronischen Raum also darauf hin, dass sie mit anderen Analysekriterien behandelt werden muss. Es werden
- die Produktionsprozesse und ihre Dynamiken;
- die Art der Textdarstellung und das Verhältnis zwischen den Codes und den Sinnen;
- sowie die medienspezifischen Strukturen
mit allen Implikationen, die ich versucht habe aufzuzeigen, wesentlich. Für die Literaturwissenschaft bedeuten diese Ergebnisse zunächst, dass sie eine medienspezifische Theorie bilden muss, von der die entsprechenden Analysekriterien abgeleitet werden. Dies wiederum hat massive Konsequenzen für das Selbstverständnis der Literaturwissenschaft: Sie muss sich von einer monomedialen zu einer multimedialen Wissenschaft entwickeln, also einer Wissenschaft, die für verschiedene Medien (und dazu gehören nicht nur die elektronischen, sondern z.B. auch der Körper) entsprechende Theorien bereithält.
Im Grunde genommen müsste sie zu einer transmedialen ,Sprachkunstwissenschaft' werden, die dann auch historische Phänomene unter anderen Perspektiven untersuchen könnte, nämlich:
- Kommunikative Strategien und Produktionsprozesse (Kommunikation zwischen Künstlern, z.B. das Gespräch und die Interaktion in Künstlergruppen, Kommunikation zwischen Künstlern und Publikum sowie letztlich auch Kommunikation zwischen Künstlern und Repräsentanten des institutionellen Kunstsystems);
- Vernetzung von Medien/Codes/Sinnen - und zwar nicht nur im Buch, sondern auch in "Live"-Aufführungen (seien es Lesungen, Poetry-Slams oder sprachbasierte Aktionen/Happenings/Performances, ebenso natürlich die interaktive Medienkunst und die interventionistische Kunst) sowie die damit verbundenen synästhetischen Rezeptionsformen.
- Analyse ästhetischer Konzepte unter medientheoretischen Aspekten - welche Konzepte (wie z.B. die Gesamtkunstwerk-/Synästhesieidee oder auch Konzepte der Interaktionsintensität) wurden mit welchen Medien umgesetzt und wie verändern sich die Konzepte, wenn andere Medien genutzt werden?
Durch diese Öffnung für andere, auch leibliche Medien und damit auch für andere Perspektiven können ebenso Kulturen und Epochen, die nicht über Druck- und Schriftmedien verfügen, aber dennoch Sprachkunst schaffen, adäquat erfasst werden.
Darüber hinaus verweisen die sprachkünstlerischen Projekte im Netz auf Probleme, die weit über den ästhetischen Bereich hinausgehen. Wie jedes Medium wird das Netz mit Sicherheit gravierende Veränderungen im Hinblick auf
- Arbeitsformen (kollektive Gruppenarbeit, Gruppenkommunikation)
- Darstellungs- und Rezeptionsformen
- und damit allgemein im Hinblick auf Wissensschöpfungsprozesse
zeitigen. Allerdings befinden wir uns in dieser Hinsicht noch in der Experimentierphase - d.h., es haben sich in Bezug auf diese Faktoren noch keine Standards herausgebildet, die vergleichbar mit denen der Buchkultur wären. Auch in dieser Hinsicht sind Kunst und Literatur im elektronischen Raum wichtig, weil sie mit ihren Experimenten die Möglichkeiten und Grenzen des Mediums erkunden und dadurch möglicherweise einen mediengerechten Um gang mit dem Internet ermöglichen.
© Christiane Heibach (Erfurt, Deutschland)
ANMERKUNGEN
(1) Eine ausführliche Version dieses Textes erscheint unter dem Titel "Sprachkunst als Vernetzungsphänomen: Eine Reformation der Literaturwissenschaft?" in Segeberg, Harro/Winko, Simone (Hg.): Literalität und Digitalität. München 2004 (im Druck).
(2) Natürlich gibt es diverse andere theoretische Modellierungen von Literatur; in den letzten Jahrzehnten stand auch die Auffassung von Literatur als Kommunikation zwischen Autor und Leser stark auf dem Prüfstand. Die Rezeptionsästhetik verstand Literatur primär als Text - Leser - Verhältnis, Vertreter des Poststrukturalismus bezweifeln teilweise überhaupt die kommunikative Funktion von Texten. Der Ursprung der Literaturwissenschaft liegt aber in einer derartigen Modellierung von Literatur als einem kommunikativen Phänomen: Das Problem der rückkopplungsarmen massenmedialen Kommunikation war nicht zuletzt eine Triebfeder für Friedrich Schleiermacher, die Hermeneutik als wissenschaftliche Theorie/Methode zu entwickeln, um das Verstehen transparent zu machen. Mehrere Äußerungen Schleiermachers machen deutlich, dass das Verstehen im face-to-face-Gespräch bei weitem nicht so problematisch ist wie das Verstehen gedruckter Texte. Vgl. z.B. Schleiermacher, Friedrich: Hermeneutik und Kritik. Frankfurt am Main 1977, S. 91.
(3) Die Diskussionen innerhalb der Mediävistik um das Verhältnis von Oralität und Literalität zeugen von der Problematik dieser Fixierung auf das Printmedium.
(4) Unter "elektronischem Raum" verstehe ich in diesem Zusammenhang vor allem den größten Verbund von Computernetzwerken, das Internet. Der Terminus "elektronischer Raum" wird meistens weiter gefasst: neben Computernetzwerken umfasst er auch die Verbindung von durch Vernetzung elektronischer Medien (also auch Telephon, Fernsehen, Video) hergestellten Räumen und dem realen Raum und die Erzeugung künstlicher Räume mithilfe des Computers (virtual reality).
(5) Diese drei Dimensionen entsprechen auch der dreidimensionalen Kommunikationstheorie von Michael Giesecke, der kommunikative Phänomene unter drei Parametern untersucht: dem ontologisch-spiegelungstheoretischen, dem epistemologisch-informationstheoretischen und dem topologisch-strukturellen. Vgl. Giesecke, Michael: Von den Mythen der Buchkultur zu den Visionen der Informationsgesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2002, S. 20 ff.
(6) Unter "intersemiotisch" verstehe ich die Koppelung verschiedener Zeichensysteme (Text, Bild, Ton, etc.). Häufig wird hierfür der Begriff "intermedial" verwendet, bei dessen - sehr variantenreichen - Definitionen meistens nicht zwischen Medien und Zeichensystemen getrennt wird, so dass er nicht operationalisierbar erscheint. Vgl. dazu die ausführliche Diskussion in Heibach, Christiane: Literatur im elektronischen Raum. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003, S. 92 ff.
(7) Vgl. <http://www.wand5.de/KdA/>, 14.5.2004.
(8) Vgl. Simanowski, Roberto: "'Beim Bäcker'. Collaborative Sex und soziale Ästhetik. In: Dichtung Digital, Februar 2000, <www.dichtung-digital.de/2000/Simanowski/15-Feb> (nur mit Zugangsberechtigung).
(9) Als Beispiel sei hier nur The Great Wall of China von Simon Biggs genannt, bei dem der Text nicht mehr die Funktion der Bedeutungsvermittlung, sondern mehr visuelle und transformative Qualitäten aufweist. Vgl. <http://www.greatwall.org.uk>, 14.05.2004. Eine ausführliche Analyse dieses und weiterer darstellungsästheti scher Projekte findet sich auf der CD-ROM zu Heibach, Literatur im elektronischen Raum, und deren Webversion unter: <http://www.netzaesthetik.de/LIER_Web/index.html>, 14.05.2004.
(10) Vgl. <http://www1.zkm.de/%7Ewvdc/ascii/java/>, für eine ausführliche Analyse dieses ASCII-Videos vgl. die CD-ROM zu Heibach, Literatur im elektronischen Raum, und deren Webversion unter: <http://www.netzaesthetik.de/LIER_Web/index.html>, 14.05.2004.
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For quotation purposes:
Christiane Heibach (Erfurt, Deutschland): Sprachkunst als Gegenstand
einer interkulturellen Literaturwissenschaft. In: TRANS. Internet-Zeitschrift
für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/10_3/heibach15.htm