Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 15. Nr. | September 2004 | |
11.2. "Schreiben für
den Frieden?" Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures |
Patrick K. Addai (Linz / Ghana)
[BIO]
Ich lebe seit einigen Jahren hier in Österreich und arbeite als Schauspieler und Schriftsteller im Bereich Kinder- und Jugendbücher. Als Kultur-Botschafter für Afrika bin ich in vielen Schulen und Kindergärten in Österreich, Deutschland und auch in der Schweiz unterwegs. Die Grundidee war, Afrika den Kindern in anderen Perspektiven darzustellen und literarisch zu präsentieren, und zwar so, wie sie es bisher nicht gekannt haben.
Afrika ist bekannt als ein armer Kontinent mit endlosen Bürgerkriegen und hoffnungslosen Menschen, aber die vielen reichen Kulturen und Traditionen dieses großen Kontinents sind den Menschen in den entwickelten Ländern bis jetzt weitgehend verborgen geblieben. Warum bin ich zu diesem Schluss gekommen? Über die negative Seite von Afrika ist viel in den Zeitungen zu lesen und auch im Fernsehen zu erfahren. Aber wie die Menschen in Afrika leben und wie ihre Mentalität beschaffen ist, das kann nur von den Afrikanern und Afrikanerinnen selbst vermittelt werden.. Deshalb habe ich ein kindergerechtes Programm mit dem Titel "Die Großmutter übernimmt das Fernsehen" ausgearbeitet. Auf Basis dieses Programms habe ich in vielen Schulen und Kindergärten erzählt und gelesen. Die Reaktionen waren enorm. Ich habe den Kindern ausführlich darüber berichtet, wie wir zu Hause leben, dass es bei uns in den Dörfern keinen Strom gibt und deswegen auch kein Fernsehen, aber dafür gibt es die Großmutter! Die Großmutter erzählt den Kindern Geschichten, genauso wie das Fernsehen Geschichten zeigt. Dann habe ich Geschichten von meiner eigenen Großmutter erzählt, die ich als Kind zu hören bekommen habe. Das hat die Kinder begeistert. Bei der Präsentation meines Programms habe ich erlebt, wie ehrlich und offen für alle neuen Dinge Kinder sind. Diese Erfahrung hat mich sehr stark motiviert und war ausschlaggebend für die Fortsetzung meines Programms. Im Jahr 1997 bekam ich dann die offizielle Empfehlung vom Landesschulrat in Oberösterreich, mein Programm in Schulen und Kindergärten durchzuführen. Seit mein Programm im Schulverordnungsblatt bekannt gemacht wurde bin ich in fast allen Schulen Oberösterreichs gewesen. Im Jahr 1999 habe ich auf Grund dieses Erfolges den Interkulturpreis überreicht bekommen.
Ich glaube, es ist wichtig zu zeigen, dass auch Afrika etwas Positives anzubieten hat. Wir müssen unseren Kindern die richtigen Informationen geben und versuchen, sie so zu erziehen, dass sie einmal in einer Welt ohne Vorurteile und Diskriminierung leben können. Ein afrikanisches Sprichwort sagt: "Eine Kuh wird mit den Ohren geboren, aber die Hörner kommen erst später." Man soll sich Zeit nehmen, um vorurteilslos zuzuhören, und erst dann agieren. Meines Wissen nach sind alle Menschen gleich, egal ob sie schwarz, weiß, gelb oderrot sind. Was uns aber unterscheidet ist, wie gut man den Menschen kennt, der einem gegenübersteht. Ich habe immer wieder erlebt, wie die Kinder bei der ersten Begegnung mit mir reagiert haben: Manche bekommen Angst, andere sind auf Anhieb sehr interessiert und neugierig und rücken näher zu mir. Nach dem Programm sind dann alle begeistert, und jedes Kind will Fragen stellen und auch meine Haare angreifen, nur um mir zu zeigen, dass sie keine Angst mehr haben. Diese "Warten und Anschauen"-Effekte kommen bei jedem Menschen vor, egal ob er schwarz oder weiß ist. Die Kinder in Afrika reagieren genauso, wenn ein Europäer zu uns kommt. Meistens wird gefragt: "Warum sind Sie schwarz, aber die Handflächen weiß?" Solche Fragen habe ich bis jetzt nie selbst beantworten müssen, weil die Antwort immer sofort von den Kindern selbst gekommen ist.
Ich bin davon überzeugt, dass eine solche Aufklärungsarbeit in Kindergärten und Schulen einen wichtigen Beitrag dazu leisten kann, dass die Völker der Welt in Zukunft friedlich zusammenleben können. Die Kinder sind unsere Zukunft, und die Zukunft ist für die Kinder.
Die Bücher, die bis jetzt von mir erschienen sind:
Kontaktadresse:
© Patrick K. Addai (Linz / Ghana)
11.2. "Schreiben für den Frieden?"
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For quotation purposes:
Patrick K. Addai (Linz / Ghana): Bewusstseinsbildung über
Afrika in Schulen und Kindergärten. In: TRANS. Internet-Zeitschrift
für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/11_2/addai15.htm