Mohamed CHAABANI
Abstract
Der Wissenschaftssprache kommt generell eine besondere Bedeutung im DaF-Unterricht zu, denn sie prägt vorwiegend die schriftliche und mündliche Kommunikation bei den Lehrenden. Es wird angestrebt, speziell auf den Stellenwert der Wissenschaftssprache bei der Ausbildung und Fortbildung von DaF-Lehrenden näher einzugehen. Ferner richtet sich das Augenmerk des Vortrags darauf, Reflexionen und Anregungen über dieses Thema zu eruieren.
Zur Ausbildung und Fortbildung von Lehrenden
In einem ersten Schritt wird kurz auf die Ausbildung und Fortbildung von Lehrenden eingegangen. Die Lehrerausbildung lässt sich in diesem Sinne laut Legutke, Michael (2010)1 in Deutschland in drei Phasen unterteilen.
Die ersten Phasen der Lehrerausbildung beziehen sich auf Universitätsstudium und Referendariat/unterrichtspraktisches Jahr. Sie sind zeitlich limitiert und durch Studiengänge und Prüfungen geprägt und gegliedert.
Die Lehrerfortbildung gilt in Deutschland und Österreich auch als die dritte Phase der Lehrerbildung.
In diesem Zusammenhang verweist Legutke, Michael (2010)2 darauf, dass die Lehrerfortbildung das gesamte Berufsleben der Lehrenden betrifft. Die Lehrenden in dieser Phase dürfen selber ihre Fortbildung strukturieren. Dabei versuchen sie, ihre Kompetenzen zu fördern, ihr Wissen und Können zu aktualisieren. Dieses Wissen und Können sollte auch den neunen gesellschaftlichen Änderungen anpassen.
Kernelemente der Ausbildung von DaF-Lehrkräften
Nachfolgend werden die wichtigen Bausteine der Ausbildung von DaF-Lehrkräften dargestellt. Es geht darum zu zeigen, welche Ziele diese Ausbildung generell verfolgt und den Zusammenhang zwischen Lehrerausbildung und Wissenschaftssprache zu beleuchten. Die Ausbildung von DaF- Lehrkräften lassen sich in Anlehnung an Krumm, Hans-Jürgen/ Riemer, Claudia (2010)3 durch folgende Elemente charakterisieren (vgl. auch Krumm 1994; Neuner 1994; Krumm und Legutke 2001):
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Die Verbindung von Theorie und Praxis: Die Teilnahme an Lehrveranstaltungen wie Unterrichtspraktika. Dadurch werden die angehenden Lehrer in der Lage sein, didaktische Konzepte in die Unterrichtspraxis umzusetzen. Diese Umsetzungen werden beobachtet und selbst erprobt. So Krumm, Hans-Jürgen/ Riemer, Claudia (2010). In diesem Fall spielt neben Bildungssprache die Wissenschaftssprache eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung und Umsetzung von Wissen und Informationen im Unterricht.
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Die Kompetenz, fachwissenschaftliche Kenntnisse mit fremdsprachendidaktischen zu verknüpfen. Somit kann man sich zwischen Sprachdidaktik und Sprach- und Literaturwissenschaft differenzieren. So Krumm, Hans-Jürgen/ Riemer, Claudia (2010).
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Das forschende Lernen. Es geht hierbei darum, Forschungen im Hinblick auf die Lehr- und Lernprozesse durchzuführen. Ziel ist es, die möglichen Lehr- und Lernprobleme auszumachen bzw. zu lösen. So Krumm, Hans-Jürgen/ Riemer, Claudia (2010).
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Die Ausbildung von sprachwissenschaftlicher Kompetenz. Es geht um Kenntnisse zur deutschen Sprache. Dabei sollen Kenntnisse in Bezug auf die Regeln, Formen und Funktionen der deutschen Sprache geübt werden. So Krumm, Hans-Jürgen/ Riemer, Claudia (2010).
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Die Ausbildung von didaktischen Kompetenzen. Es geht vor allem um Kenntnisse zum Lernprozess sowie die Einbeziehung von Forschungsergebnissen in die Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts. So Krumm, Hans-Jürgen/ Riemer, Claudia (2010).
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Die Ausbildung interkultureller Kompetenz. Es geht um interkulturelle Kommunikation und Fremdverstehen. So Krumm, Hans-Jürgen/ Riemer, Claudia (2010).
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Die Ausbildung von berufsorientierten Kompetenzen. Eine vermehrte Forderung nach einem Berufsbezug ist gefragt. Es geht um sprachliche und interkulturelle Bildung sowie Methodenkompetenz im Lehrprozess. So Krumm, Hans-Jürgen/ Riemer, Claudia (2010).
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Die Kompetenz, informelle und formelle Tests sowie Prüfungen vorzubereiten, durchzuführen und auszuwerten. So Krumm, Hans-Jürgen/ Riemer, Claudia (2010).
Nachfolgend gilt es, Ansprüche und Merkmale der Wissenschaftssprache aufzuzeigen.
Merkmale und Ansprüche der Wissenschaftssprache
Die deutsche Wissenschaftssprache gilt als ein Element der deutschen Standardsprache. Generell ist die Wissenschaftssprache als eine Fachsprache aufzufassen, die in den verschiedenen Wissenschaften zu verwenden ist.
Die Wissenschaftssprache zeichnet sich durch folgende Merkmale und Ansprüche aus
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Objektivität: Eine sachliche Darstellung von Erkenntnissen. Die persönlichen Informationen, die in Form von Erzählungen vorkommen, haben in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht zu suchen (vgl. Bünting, K.-D., u.a., 2006). Der Ich-Stil kann in diesem Sinne durch den Einsatz von Passivform ersetzt werden, worauf Kruse, Otto (2007, 105f) hinweist.
Im Weiteren sind ästhetische und poetische Formulierungen in der Wissenschaftssprache Tabu. Weitere unwissenschaftliche Ausdruckweisen, wie Ironie und Humor sollten nicht verwendet werden. So Kruse, Otto (2007, 105f).
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Verwendung von genaueren Angaben und sparsamer Umgang mit Metaphern. So Kruse, Otto (2007, 105f).
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Fachtermini sollten Sommer, Roy (2006, 96) zufolge reichlich verwendet werden und diese sollten korrekt eingesetzt werden.
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Meistens wird das Präsens gebraucht. So Sommer, Roy (2006, 96).
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In einer wissenschaftlichen Arbeit sollte man laut Kruse, Otto (2007, 105f) einfache Sätze gebrauchen.
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Das Passiv ist so notwendig beim wissenschaftlichen Schreiben. Dabei steht nicht das Subjekt im Vordergrund, sondern das Ergebnis. So Kruse, Otto (2007, 105f).
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Sprachliche Prägnanz: Die Wissenschaftssprache bezieht sich somit auf die sprachliche Prägnanz. Diese erfolgt laut Esselborn-Krumbiegel, Helga4 (2008, 173) durch Genauigkeit, Eindeutigkeit und Knappheit.
Nachdem die elementaren Charakteristika der Wissenschaftssprache vorgestellt wurden, soll nun eine Fokussierung auf die Bedeutung der Wissenschaftssprache bei der Ausbildung und Fortbildung von DaF-Lehrenden stattfinden.
Zur Bedeutung der Wissenschaftssprache bei der Ausbildung und Fortbildung von DaF-Lehrenden
Im Folgenden wird der Stellenwert der Wissenschaftssprache bei der Ausbildung und Fortbildung von DaF-Lehrenden rückblickend näher beleuchtet.
Die Wissenschaftssprache ist so bedeutsam für die Lehrerausbildung, denn sie ist ein fester Bestandteil verschiedener Tätigkeiten in der Ausbildung und Fortbildung von DaF-Lehrenden. Dazu ist sie eine fachübergreifende Fachsprache, die in allen Fächern und Disziplinen vorkommt.
In den ersten Phasen der Lehrerausbildung manifestiert sich die Bedeutung der Wissenschaftssprache im Universitätsstudium. Hier kommen die verschiedenen wissenschaftlichen Textsorten zum Einsatz. Es geht beispielsweise um Referate, Essays, Exzerpte, Praktikumsberichte, Klausur Mitschrift und Abschlussarbeiten wie Bachelorarbeit und Masterarbeiten. Diese wissenschaftlichen Textsorten werden in einer wissenschaftlichen Sprache verfasst. Ohne Wissenschaftssprache wäre es nicht möglich solche Texte zu schreiben.
Die Wissenschaftssprache trainiert die Kompetenz, kritisch mit anderen Texten umzugehen. Eine kritische Reflexion von fremden Forschungsmeinungen ist einer von vielen Anliegen der Ausbildung und Fortbildung von DaF-Lehrenden.
Forschungsmeinungen miteinander zu verknüpfen und daraus einen wissenschaftlichen Diskurs zu bilden, gilt als eine Schlüsselkompetenz bei der Ausbildung und Fortbildung von Lehrenden.
Die Teilnahme an Lehrveranstaltungen spielt in diesem Sinne eine wesentliche Rolle bei der Lehrerausbildung. Solche Lehrveranstaltungen sind ohne den Einsatz von der Wissenschaftssprache nicht denkbar.
Um Forschungen zum Lernen und Lehren im Unterricht zu betreiben, wird die Wissenschaftssprache vermehrt und verstärkt herangezogen. Der Forschungsprozess und der Argumentationsgang lassen sich deutlich durch wissenschaftliche Formulierungen konkretisieren.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sie Wissenschaftssprache das gesamte Berufsleben eines DaF-Lehrenden begleitet, denn sie ist ein fester Baustein jeder Ausbildung und Fortbildung von DaF-Lehrenden, wobei die verschiedenen wissenschaftlichen Textsorten von großer Bedeutung sind. Vor diesem Hintergrund ist es empfehlenswert, die Wissenschaftssprache in die Ausbildung und Fortbildung von DaF-Lehrenden ausreichend und verstärkt einzubetten.
Literatur
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Esselborn-Krumbiegel, Helga (2010): Richtig wissenschaftlich schreiben. Paderborn. Schönigh/UTB
Esselborn-Krumbiegel, Helga (2008): Von der Idee zum Text. Eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben. 3. überarbeite Auflage 2008. Paderborn. Schöningh UTB. (Erste Auflage 2002)
Kornmeier, Martin (2012): Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht. Bern, Stuttgart, Wien. Haupt Verlag. Erste Auflage (2008)
Krumm, Hans-Jürgen/ Riemer, Claudia (2010): Ausbildung von Lehrkräften für Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache. In: Krumm, Hans-Jürgen; Fandrych, Christian; Hufeisen, Britta; Riemer; Claudia (Hg.), Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch, 1340-1351. Bd. 2. Berlin/New York: de Gruyter.
Krumm, Hans-Jürgen/ Michael Legutke (2001): Ausbildung und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache: Inhalte und Formen. In: Gerhard Helbig, Gert Henrici, Lutz Götze und Hans-Jürgen Krumm (Hg.), Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch, 1121-1139. Bd. 2. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 19.1-2.) Berlin/New York: de Gruyter.
Kruse, Otto (2010): Lesen und Schreiben, Konstanz , UVK/UTB
Kruse, Otto (2007): Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium. 12., neu völlig bearbeitete Auflage. Frankfurt am Main, New York. Campus Concept
Kühtz, Stefan (2011): Wissenschaftlich formulieren. Tipps und Textbausteine für Studium und Schule. Paderborn, Schöningh/UTB
Legutke, Michael (2010): Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften für Deutsch als Fremdsprache. In: Krumm, Hans-Jürgen; Fandrych, Christian; Hufeisen, Britta; Riemer; Claudia (Hg.), Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch, 1351-1357. Bd. 2. Berlin/New York: de Gruyter.
Riemer, Claudia (2006): DaF-/DaZ-Studiengänge und Studiengänge mit DaF/DaZ in Deutschland: Versuch eines Berichts zum Stand der Studienstrukturreform. In: Hiltraud Casper-Hehne, Uwe Koreik und Annegret Middeke (Hg.), 55_63.
Rossig, W. E. / Prätsch, J. (2006): Wissenschaftliche Arbeiten. Leitfaden für Haus- und Seminararbeiten, Bachelor- und Masterthesis, Diplom- und Magisterarbeiten, Dissertationen (6., erweiterte Auflage). Weyhe: Teamdruck
Sommer, Roy (2006): Schreibkompetenzen. Erfolgreich wissenschaftlich schreiben. Stuttgart. Klett
1 Legutke, Michael (2010): Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften für Deutsch als Fremdsprache. In: Krumm, Hans-Jürgen; Fandrych, Christian; Hufeisen, Britta; Riemer; Claudia (Hg.), Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch, 1351-1357. Bd. 2. Berlin/New York: de Gruyter.
2 Ebd.
3 Krumm, Hans-Jürgen/ Riemer, Claudia (2010) : Ausbildung von Lehrkräften für Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache. In: Krumm, Hans-Jürgen; Fandrych, Christian; Hufeisen, Britta; Riemer; Claudia (Hg.), Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch, 1340-1351. Bd. 2. Berlin/New York: de Gruyter.
4Esselborn-Krumbiegel, Helga (2008): Von der Idee zum Text. Eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben. 3. überarbeite Auflage 2008. Paderborn. Schöningh UTB. (Erste Auflage 2002)