Kulturwissenschaften und Europa
oder die Realität der Virtualität
Sprache, Vielsprachigkeit, Bilder, Numerik
 

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Als das INST im Jahre 1997 eine Fernsehanstalt einlud, von der Konferenz "Europäische Literatur- und Sprachwissenschaften" zu berichten, war die Antwort: "Nein, da gibt es zuwenig spektakuläre Bilder". Ein Problem der Kulturwissenschaften in der heutigen Zeit scheint also zu sein, daß die Basis ihrer Darstellung die Sprache ist, denn nicht nur das INST kann auf solche Erfahrungen verweisen.
Dennoch sind trotz Fernsehen jene Medien nicht verschwunden, deren Basis ebenfalls die Sprache ist (wenngleich auch die Printmedien zunehmend Bilder aufnehmen).

Noch unspektakulärer sind jedoch Zahlen, die Basis für jede Computer-Software. Sie wurden durch Icons ersetzt, die es dem Benutzer erlauben, auch ohne Basis-Kenntnis der Funktionsweise die Geräte zu bedienen.

Dennoch wird man weder Numerik noch Bilder verstehen, wenn man sie sprachlich nicht interpretiert kann. Ob Icon oder Fernsehbild - spätestens wenn für den Betrachter Probleme entstehen, die er lösen will oder muß, wird er auf Sprache zurückgreifen. Das Problem ist also nicht, daß die Sprache an Bedeutung verloren hat - das Problem ist eine Denkstruktur, die komplexe Vorgänge auf einfache Symbole zurückzuführen können glaubt. So sinnvoll dies immer wieder ist, so unbrauchbar ist dies für das Verständnis komplexer kultureller Vorgänge.

Wenn sich also die Ausstellung "Kulturwissenschaften und Europa" als eine "Sprachausstellung" versteht, wird versucht, Wissenschaft in der ihr gemäßen Form darzustellen. Freilich ist dies auch mit nicht wenigen Problemen verbunden. Nicht nur, daß die Schau wenig spektakulär zu sein scheint. Sprache ist auch immer an Kulturen gebunden. Wörter wie "Nation", "Kultur", "Wissenschaft" scheinen in einer anderen Sprache durchaus ihre Entsprechungen zu finden. Tatsächlich aber bedeuten zum Beispiel "Nation" (Deutsch), "nation" (Englisch), "nation" (Französisch) durchaus unterschiedliches. Dazu kommt, daß, wenn WissenschafterInnen sich zum Beispiel in der selben Sprache verständigen, aber unterschiedliche kulturelle Hintergründe haben, dennoch auch ein Wort einer Sprache in unterschiedlichen Bedeutungen verwendet werden kann.

Versucht man nun nicht, durch Sprachkritik die Verständigungsbasis zu zerstören, sondern Verständigung herbeizuführen, kann dies nur auf der Basis geschehen, daß eine "Sprachunschärfe" (Bhatti) anerkannt wird (was im Rahmen dieser Ausstellung auch geschieht und für den Diskurs berücksichtigt werden sollte).

Daraus ergeben sich eine Reihe von Aspekten für
Übersetzungen
Sprachentwicklung



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© INST: Institut zur Erforschung und Förderung österreichischer und internationaler Literaturprozesse, 1998